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Telemann-Stiftung 

(Treuhandstiftung in der Haspa Hamburg Stiftung)


Adolphsplatz 3, Ecke Großer Burstah 20457 Hamburg

www.Telemann-Stiftung.de

Telemann und die Stadt im 18 Jahrhundert

Das Hamburg, das Telemann 1721 betrat, zählte etwa 75.000 Einwohner. Die überaus wohlhabende Reichs- und Handelsstadt war von imposanten Wallanlagen umgeben. Auf ihren Bastionen und an zahlreichen Stadttoren wachte die Bürgerwehr, angeführt von den Bürgerkapitänen.

 

Gefahren von außen gegenüber zeigte sich Hamburg also bestens gewappnet und blieb deshalb auch von den Schrecken des Dreissigjährigen Kriegs verschont. Nicht jedoch von inneren Feinden wie der Pest, die noch 1714 über 10.000 Menschenleben forderte.

 

Viele der Straßenzüge von Hamburgs historischer Alt- und Neustadt und ihre Namen existieren noch heute. Wir wissen auch, wo Telemann in Hamburg gewohnt hat:

 

• Bey dem Herrenstall 1721/22

• Hinter St. Petri ab 1722

• Hohe Bleichen zuletzt

 

Die Reichsstadt

Hamburg gehörte im 18. Jahrhundert zum „Heiligen Römischen Reich DeutscherNation“, dessen Erscheinungsbild durch Kleingliedrigkeit bestimmt wurde: Zahlreich
– um nicht zu sagen zahllos – waren die ihm angehörenden (Kur-) Fürstentümer und Grafschaften. Von Wien aus, wo sich der Habsburger Hof befand, wurde das Reich von
einem Kaiser regiert. Auch Hamburg war ihm unmittelbar unterstellt.

Fünf Habsburger Kaiser hat Telemann erlebt, darunter: Leopold I. (bis 1705), Joseph I. (bis 1711), Karl VI. (bis 1740). Nach dem Tod Karls VI., dem er sich innerlich besonders verbunden fühlte, komponierte Telemann die Kirchenmusiken:

            

 

„Gönne jammervollen Klagen“
            

„Gott, man lobet dich in der Stille“.



 

Die Texte stammten von Joachim Johann Daniel Zimmermann.

 

Die Katastrophen

Die großen Katastrophen seiner Zeit waren für Telemann stets Anlass, sich musikalisch mit ihnen auseinanderzusetzen. Als das Erdbeben von Lissabon 1755 mit 100.000 Toten die Welt erschütterte, komponierte Telemann seine aufwühlende „Donnerode“. Als der Siebenjährige Krieg (1757-1763) zu Ende ging, schuf Telemann eine Friedensmusik und das Weihnachtsoratorium „Die Hirten bey der Krippe“. Besonders nahe gingen Telemann natürlich Katastrophen seines geliebten Hamburg: An den Brand der

Michaeliskirche 1750 erinnert noch heute eindrucksvoll die Musik zur Wiedereinweihung der Kirche 1762.

 

Die Gebäude

Telemanns Hamburger Berufsalltag war mit vielen Gebäuden verknüpft. An erster Stelle standen die 5 Hauptkirchen und das Johanneum, an dem er sein Leben lang unterrichtete. Daneben spielten für den Komponisten und Dirigenten Telemann naturgemäß eine Reihe von Konzertsälen und Bühnen eine Rolle. Hier fanden viele (Ur) Aufführungen seiner Werke statt. Leider sind diese Spielstätten heute nicht mehr erhalten. Wir wissen aber, wie sie aussahen und wo sie standen.

Die Wege, die Telemann zwischen diesen Kirchen und Häusern zurücklegen musste, waren kurz und spielten sich sämtlich im heutigen Innenstadtbereich Hamburgs ab.

 

Die Ereignisse

Telemann war gut „ausgelastet“: Neben der Leitung der Oper und dem Unterricht am Johanneum hatte er für jeden Sonn- und Feiertag eine Kirchenkantate zu komponieren. Dazu kam jährlich eine Passionsmusik. Auch beim Amtsantritt eines Pastors oder Diakons wurde von Telemann eine Kantate verlangt. Starb ein Bürgermeister, so konnte dessen Familie bei Telemann die Trauermusik bestellen. 

Damit aber noch nicht genug: Jedes Jahr, Ende August, feierten die Offiziere (Capitaine) der Bürgerwache ein Festmahl. Für diesen Anlass hat Telemann von 1723 bis 1766 die so genannten Kapitänsmusiken geschrieben. Telemanns Musik erwartete der Rat auch 1724 zu seinem Petriund Matthiae-Mahl sowie zu ganz besonderen Anlässen wie der Hundertjahrfeier der Admiralität und anlässlich der Besuche hochstehender Persönlichkeiten.

 

Die Freie Stadt


Hamburg verfügte über eine eigene Verfassung, die 1712 grundlegend überarbeitet wurde. Die oberste staatliche und kirchliche Macht lag in den Händen von Rat und Bürgerschaft.

Der Rat bestand aus: 4 Bürgermeistern, 24 Ratsherren (Senatoren), Syndici und Sekretären.

Die Verwaltung der Stadt leisteten Deputationen und Kollegien. Wichtige Behörden für Telemann waren zum Beispiel die Kämmerei (Finanzbehörde) und das Scholarchat (Schulbehörde).

Die Bürgerschaft setzte sich aus „erbgesessenen“ Bürgern zusammen. Das waren Einwohner der fünf Kirchspiele, die Eigentümer eines Grundstücks (ohne Hypothek!) waren. Der Bürgerschaft gehörten weiterhin die Kirchenkollegien der Oberalten an, der Sechziger und Hundertachtziger, in die jedes Kirchspiel gleich viele Vertreter entsandte.


 

Die Gegenwart


In Hamburg hat Telemann mehr als die Hälfte seines Lebens verbracht. Von 1721 bis zu seinem Tod 1767 trug er – als Director Musices – nicht nur zu einer grandiosen Entwicklung des Hamburger öffentlichen Konzertlebens bei. Als Komponist von europäischem Rang mehrte er auch das Ansehen der Hansestadt als einer kulturellen Hochburg.

Seit 1958 ist es das Ziel der Hamburger Telemann-Gesellschaft, Georg Philipp Telemanns Welt in Theorie und Praxis wieder zu entdecken und Telemanns Hamburg lebendig zu erhalten. In diesem Zusammenhang versteht sich das von der Hamburger Telemann-Gesellschaft initiierte Museum Peterstraße 39 als Ort zeitgemäßer Bewahrung der Lebenswelten Telemanns und seiner Zeitgenossen.

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